Mitunter führen sie zu beeindruckenden musikalischen Einfällen: Carl Orffs „Carmina Burana“ gehört heute zu den meistgespielten Werken der gesamten Musik-Literatur in der ganzen Welt. Ihre Entstehung verdankt sie genau genommen drei glücklichen Umständen.
1. „Umzug“ von Originalhandschriften nach München
Christoph Freiherr von Aretin wurde im Zuge der Säkularisation 1803 ins Kloster Benediktbeuren geschickt, um dort sämtliche wertvollen mittelalterlichen Handschriften in die Münchner Hofbibliothek (heute: Münchner „Staatsbibliothek“) zu überführen. Darunter befand sich auch eine Handschrift mit 119 Blättern und 8 Bild-Miniaturen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts – vorwiegend in Mittel-Latein, aber auch in mittel-hochdeutsch (bairischer Dialekt) und französischer Sprache. Diese Sammlung wird dort unter dem Titel C(odex) l(atinus) m(onacensis) 4660 bis heute aufbewahrt.
2. Veröffentlichung der mittelalterlichen Sammlung in Stuttgart
Der Germanist und Hofbibliothekar Johann Andreas Schmeller (1785-1852) hat diese Sammlung als „Editio princeps“ erstmalig in der „Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart“ im Jahre 1847 unter dem lateinischen Titel „CARMINA BURANA“ veröffentlicht. Er bedeutet „Beurer Lieder“ oder „Lieder aus Benediktbeuren“. Am Rande sei kurz bemerkt: Im gleichen Jahr wurde auch der „Stuttgarter Oratorienchor“ als „Verein für klassische Kirchenmusik“ in Stuttgart gegründet.
3. Inspiration durch die Abbildung des Glücksrads
Am Gründonnerstag 1934 bekam Carl Orff zufällig die vierte Auflage dieser Sammlung von Schmeller in die Hände. Beim Aufschlagen dieser Buchs sah Orff auf der ersten Seite die Abbildung der Fortuna mit dem Rad mit den berühmten Zeilen „O Fortuna velut luna statu variabilis…“ darunter. Fasziniert von diesem Eindruck entstand schon in der darauf folgenden schlaflosen Nacht der Chor „O Fortuna“ und „Fortune plango“ als Partitur-Skizze. Nach wenigen Tagen – am Ostermorgen – war bereits ein weiterer Chor „Ecce gratum“ zu Papier gebracht.
Der Anfang zur Entstehung eines Jahrhundertwerks war gemacht. Den unglaublichen Erfolg seines Werks konnte Carl Orff wohl kaum geahnt haben – und sicherlich auch nicht, dass einst ein Popstar (Michael Jackson) oder ein Boxweltmeister (Henry Maske) zu seiner Musik die Bühne betreten werden. Ganz zu schweigen von der fragwürdigen Verwendung seiner Musik zu Werbezwecken für Schokolade einer bekannten Firma…