Selten, daher besonders wertvoll!

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Im STUTTGARTER WOCHENBLATT (Ausgabe Bad Cannstatt) vom 31. Juli 2019 erschien nach längerer Zeit in der Stuttgarter Presselandschaft wieder einmal eine Rezension über eines unserer Konzerte. Wir freuen uns sehr darüber und fühlen uns bestärkt, mit Ernsthaftigkeit und Schwung an unsere nächsten Aufgaben zu gehen! Lesen Sie nun den schönen Bericht, der uns zur Verfügung gestellt wurde:

Tango sakral und weltlich

Der Stuttgarter Oratorienchor setzt in St. Eberhard mit der „Misa a Buenos Aires“ von Martin Palmeri und Werken von Astor Piazzolla ein musikalisches Highlight – das Publikum ist begeistert.

Von Ingrid Sachsenmaier

S – Mitte

„Ein Chorwerk klingt wunderbar, wenn es mit der Seele gesungen wird.“ So lautet der Leitspruch des Stuttgarter Oratorienchors. Am Sonntag vor einer Woche haben die rund 50 Sängerinnen und Sänger in der Domkirche St. Eberhard unter der Leitung von Enrico Trummer „mit der Seele gesungen“. Sehr berührend und ausgesprochen professionell haben sie die Misa a Buenos Aires von Martin Palmeri zur Aufführung gebracht, zusammen mit der Streicherbegleitung des Stuttgarter Concertino, der Mezzo-Sopranistin Lena Sutor-Wernich, Roberto Olzer am Klavier und Mario Stefano Pietrodarchi mit dem Bandoneon.

Bild: Dr. Hans-Dieter Fritz

Schön und nachhaltig

Neben der rund einstündigen Misa a Buenos Aires – Misa Tango von Martin Palmeri gehörten zu dem Konzert auch konzertante Werke von Astor Piazzolla. Das waren dann 90 Minuten Emotion pur, nicht nur die Musik der Misa Tango geht unter die Haut. Schön und nachhaltig kam das Bandoneon im Kirchenschiff zur Geltung.

Mit dem Komponisten Martin Palmeri verbindet der Oratorienchor eine jahrelange Zusammenarbeit. Dass es nun zur Aufführung seiner Misa a Buenos Aires kam, hat eine schöne Vorgeschichte. Palmeri wurde aus New York angefragt, ob er das Werk bei den Sommerkonzerten in der Carnegie Hall aufführen könne. Er dachte dabei sofort an den Stuttgarter Chor, der sich darauf einließ und seine diesjährige Konzertreise daraufhin nach New York plante. So wurde die Misa Tango Ende Juni mit den Stuttgarter Sängern in der Carnegie Hall aufgeführt, jetzt haben sie sie zum zweiten Mal in der Domkirche gesungen. Eine weitere Aufführung wird es nicht geben. Schade. Der Chor widmet sich bereits den Proben und dem Einstudieren der Werke fürs Weihnachtskonzert. Am 15. Dezember ist er in der Kirche St. Georg mit der Messa di Gloria von Puccini und dem Te Deum von Bruckner zu hören.

Wenn die Misa Tango aufgeführt wird, ist das Publikum begeistert, wie neulich in der Michaelskirche in Waiblingen, allerdings in anderer Besetzung. Martin Palmeri ist es gelungen, klassische Messetexte mit Tangoelementen zu verbinden und so zu vertonen, dass die Solistin und der Chor zusammen mit dem Instrumenten-Ensemble eine Harmonie ergeben und zusammen mit den Zuhörern ganz unkompliziert eintauchen in die Mystik des Tangos. Palmeri ist 1965 in Buenos Aires geboren, seine Vorfahren stammen unter anderem aus Italien. Seine Kompositionen sind in der Form, der Tonsprache und Harmonik und im Ausdruck der Emotionen verwandt mit dem Tango Nuevo von Astor Piazzolla, sein großes Vorbild. Enrico Trummer hatte sich deshalb entschieden, zwischen den sechs Teilen der Messe Instrumentalsätze von Piazzolla zu spielen. Eine schöne Idee, aber es hätte auch gepasst, wenn die Messe am Stück und die Piazzolla-Werke im Anschluss aufgeführt worden wären. So hatte er dem Chor aber immer wieder eine „Verschnaufpause“ gegönnt. Für den Chor ist die Rhythmik des Tango eine Herausforderung.

Am 17. August 1996 wurde die Messe in Buenos Aires uraufgeführt, 2013 ist sie zu Ehren von Papst Franziskus in Rom gesungen und danach bereits mehrere Male in der Carnegie Hall, immer mit unterschiedlichen Interpreten, gesungen worden. Palmeri verbindet in der Messe die Musik aus unterschiedlichen Kulturkreisen, er lässt sich inspirieren von Melodien und Rhythmen des Tango Nuevo. Man hört aber auch die europäische Kirchenmusik heraus, sehr deutlich wird das beim Gloria und dem inbrünstigen Dona nobis pacem am Schluss. Für die Ausführenden gab es am Ende langanhaltenden Beifall. Die Zugabe in Form des Gloria genossen die mehreren Hundert Zuhörer im Stehen.