Rückblick auf das Jubiläumskonzert, Teil 2

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Mit dem Stuttgarter Concertino stand Trummer wiederum ein sehr aufmerksam begleitendes Orchester zur Verfügung, das die hohen, teils opernhaften Anforderungen der Partitur auf beeindruckende Weise meisterte.

Auch mit dem Solisten-Terzett war ein besonderer Glücksgriff gelungen: Sowohl stimmlich wie auch gestalterisch überzeugten die jungen Künstler auf einem überragenden Niveau. Glockenklare und mühelose Koloraturen konnte man da von der griechischen Sopranistin Fanie Antonelou hören. Lyrischer Schmelz, ausdrucksstarke Rezitativ-Gestaltung und stets runde, weich timbrierte Tenortöne mit schön ausbalancierten Höhen waren das Markenzeichen des Stuttgarter Tenors Philipp Nicklaus. Geradezu sensationell war die Basspartie mit dem Tiroler Oliver Sailer besetzt. Unglaubliche Stimmfülle und technische Meisterschaft zeichneten den Vortrag des gerade mal 28-jährigen Bass-Solisten aus, ob beim hohen f der „Gipfel“ in seiner ersten Arie oder beim tiefen D des „Gewürms“. Nach dieser Überraschung ließ sich ein anerkennendes Raunen im Publikum vernehmen.

Aus drei mach einen…

…überaus groß besetzten Chor! Dieser verblüffte durch seine hohe Homogenität und die punktgenaue Synchronisation und war das Ergebnis einer akribischen Vorarbeit Trummers. Über Zoom-Meetings erläuterte er den beiden anderen Chorleitern ausführlich seine musikalischen Vorstellungen. Nur so ließ sich – trotz nur weniger gemeinsamer Proben – eine differenzierte Interpretation umsetzen. Kluge Tempowahl, klare Artikulationen und Absprachen (trotz der tschechisch- und französisch-sprachigen Choranteile!) sowie überzeugende Ausdruckswechsel im klassischen Sinne begeisterten Publikum und Mitwirkende gleichermaßen.

Schon die berühmte „Licht-Werdungs-Stelle“ am Anfang des ersten Choreinsatzes sorgte mit ihrem dynamischen Sprung zwischen Pianissimo und Fortissimo beim strahlenden C-Dur Akkord für Gänsehaut. Überwältigend auch das Zusammenspiel von Solisten-Terzett und Chor im Schlusschor nach dem fünften Schöpfungstag. „Der Herr ist groß“ wurde zu einem prachtvoll jubilierenden Klangereignis, das mit perlenden Koloraturen, mitreißendem Tempo und wunderbaren dynamischen Steigerungen die himmlischen Heerscharen eindrucksvoll in den Beethovensaal holten.

Insgesamt hinterließen die Chornummern neben den solistischen Teilen einen grandiosen Eindruck.  Ohne zu übertreiben, lässt sich behaupten: Haydn selbst dürfte an dieser Chor-Leistung und der gesamten Aufführung mit den hinreißenden Tonmalereien seine große Freude gehabt haben. Einmal mehr wurde deutlich, warum gerade diesem Oratorium beim Publikum und den Ausführenden schon seit über 200 Jahren eine nicht nachlassende Popularität beschieden ist.