Carl Orff: Carmina Burana

Posted onCategoriesUnkategorisiert

Die Sommerkonzerte des Stuttgarter Oratorienchors sind traditionell in ihrer programmatischen Ausrichtung frei. Im Gegensatz zum Passionskonzert oder Weihnachtskonzert, wo thematische Zusammenhänge Berücksichtigung finden, konnten wir im Sommer im Laufe der vergangenen Jahre die Gelegenheit wahrnehmen, mit besonderen Werken unseren Kulturbeitrag zu leisten. Beispielhaft dafür wären etwa die Misa Tango von Palmeri mit instrumentalen Tango-Kompositionen von Piazzolla (2019), die opernhafte Petite Messe solennelle von Rossini (2018), die Friedensmesse The Armed Man von Jenkins (2015) oder auch ein gemischtes französisches Programm wie Musique du ciel mit Werken von Franck, Fauré, Vierne, Widor etc. (2011).

Entscheidung für einen Welthit

Carl Orffs berühmte Carmina Burana bezieht sich zwar auf Texte, die im Kloster Benediktbeuern aufgefunden wurden, aber dennoch andere Themen berühren oder geistliche Themen und Texte durch Orffs Vertonung in völlig neue Zusammenhänge stellen.

Wir betrachten die Aussage des Werkes als „Liebeserklärung“ an den Frühling mit seiner erwachenden Natur, die das irdische menschliche Leben im Mittelalter recht lebendig darstellt. Anders als bei den christlichen Werken unseres Stammrepertoires schwebt nicht der „dreieinige Gott“ über allem. Über allem thront hier die Göttin Fortuna, die über die Geschicke des Menschen und über Auf- und Abstieg des Individuums bestimmt.

Sommerkonzert 2023 in der Kammerfassung von Wilhelm Killmayer

Sie dürfen auf dieses „nicht-sakrale“ Werk, bearbeitet von Carl Orffs Schüler, gespannt sein. Der knapp dreißigjährige junge Münchner Komponist arrangierte in Orffs Auftrag die Carmina Burana für eine wesentlich kleinere instrumentale Besetzung. Die Kammerfassung hat musikalisch ihren völlig eigenen Charme und besitzt ganz besondere Klangreize. Unverändert geblieben sind Chor- und Schlagwerksatz. Der Orchesterpart wurde auf zwei Klaviere übertragen. Damit gewinnt die ohnehin schon stark ausgeprägte rhythmische Ebene in dieser Musik eine andere Bedeutung. In dieser Reduktion wird deutlich, wie sparsam und zugleich raffiniert Orff mit seinen kompositorischen Mitteln umgeht. Mittlerweile ist das Werk in dieser Fassung weit häufiger zu hören als mit der riesigen Orchesterbesetzung.

Diese Ausgabe der „Carmina Burana“ mit Begleitung von zwei Klavieren, Pauken und Schlagwerk ist für Aufführungen in Schulen und Musik-Vereinigungen bestimmt, denen kein Orchester zur Verfügung steht. Ich möchte damit dem Wunsch weiter Kreise Rechnung tragen.                                                                                                                                                                             Juni 1956 CARL ORFF

Interessante Aspekte der ungewohnten Programmwahl

  • Mit dem prächtigen Konzertsaal der Waldorf-Gründungsschule „Uhlandshöhe“ wagen wir einen Auftritt in ganz neuer Spielstätte. Und auch der vorgesehene Kinderchor wird aus den Reihen dieser berühmten Schule gebildet.
  • Mit dem Einsatz von Sprecher Rainer Wolf gibt es eine weitere Premiere. Die drei Werkteile der Carmina werden von ihm in besonderer Weise anmoderiert.