Es ist gerade mal 2 ½ Jahre her, dass der Stuttgarter Oratorienchor diesem Komponisten einen ganzen Abend widmete. „A Tribute to John Rutter“ bescherte dem Ensemble eine ausverkaufte Stuttgarter Leonhardskirche mit begeisterten Rückmeldungen aus dem Publikum. In unserem diesjährigen Sommerkonzert stellen wir Rutter mit zwei sehr unterschiedlichen Werken, deren Gegenüberstellung ein Novum im Stuttgarter „Sakralmusik“-Konzertleben darstellt, wieder in den Mittelpunkt.
Das Spiritual
Das Spiritual ist eine in den USA mit Beginn der Sklaverei im 17. Jahrhundert entstandene christliche Liedgattung. Die Spirituals sind als Wurzel des Gospels anzusehen. Das große Erbe des afro-amerikanischen Spirituals beflügelt seit über 100 Jahren die Fantasie von Komponisten, Interpreten und Publikum. Jede Generation hat Interpretationen verschiedenster Art hervorgebracht, doch erstaunlicherweise haben nur wenige Komponisten die Ressourcen von Solisten, Chor und Orchester kombiniert.
Mit „Feel the Spirit“ begibt sich Rutter auf das Feld der afro-amerikanischen Spirituals. Mit seiner Zusammenstellung von sieben überaus populären Spiritual-Melodien gelingt ihm ein „Spagat“ zwischen den Traditionen. In seinen mitreißenden Interpretationen verwandelt er diese musikalischen Edelsteine in tiefgründige Arrangements, die mit einer Fülle von musikalischen Einfällen den Geist dieser stark im Glauben verwurzelten Melodien zu literarischen Charakterstücken werden lassen. John Rutter überwindet mit diesen Vertonungen die Grenzen der Musik-Genres: Zündende Rhythmen, „Bluenotes“, raffinierte Jazz-Harmonien und farbige Instrumentationskunst initiieren dabei die „Power“ eines spirituellen Gospelkonzerts – mit hohem musikalisch-künstlerischem Anspruch.